Der Fisch des Jahres 2020 ist die Nase

Französisch: le hotu

Wissenschaftlicher Name: Chondrostoma nasus

Lëtzebuergesch: Makréil

Allgemeine Biologie:

Die Nase ist ein gesellig lebender Flussfisch der Äschen- und Barbenregion. Sie hat ihren Namen von dem nasenähnlich geformten Aufsatz auf ihrer Oberlippe, eine Anpassung an ihre Lebensweise. Sie ist ein Friedfisch, ernährt sich von pflanzlichem Aufwuchs, den sie von Hartsubstraten mit ihrem als Hobel ausgebildeten Unterkiefer abschabt. So wie Schnecken die Glasscheiben im Aquarium putzen, so hält die Nase glatte Oberflächen im Gewässer algenfrei. Sie erreicht eine maximale Körperlänge von 60 cm. Im Frühjahr (März bis Mai) werden flache, stark überströmte Flussabschnitte aufgesucht, in denen der äußerst klebrige Laich über kiesig/steinigem Sohlsubstrat abgegeben wird. Die Nase ist im gesamten Mitteleuropa, mit Ausnahme des Elbesystems, verbreitet.

Historisches Vorkommen:

Gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts war die Nase in nahezu allen größeren Fließgewässern Luxemburgs verbreitet. VON DEM BORNE (1883) beschreibt sie als „häufig“ bzw. „sehr häufig“ in der Mosel, Sauer, Our (unterhalb Stolzemburger Wehr), Clerve, Wiltz, Alzette (unterhalb Hesperange), Mamer und Attert.

Weitere Vorkommen werden von der Eisch und Blees (FELTGEN 1902) genannt. Nach DE LA FONTAINE (1872) bildete die Nase aufgrund der teilweise enormen Fangmengen gemeinsam mit Barbe und Döbel die Grundlage der luxemburgischen Berufsfischerei.

Aktuelles Vorkommen:

Die Nase wurde 2005 an 18,3 % der Probeorte mit einer Häufigkeit von 0,53 % nachgewiesen. Im Rahmen der Bestandserhebung 1996/97 lag ihre Verbreitung bei 9 % aller Probeorte bei gleicher Individuenhäufigkeit. Auch 2011/2012 konnte die Nase in Our, Sauer und untere Alzette nachgewiesen werden. Beim Fischmonitoring der Jahre 2015 bis 2018 war eine gesunde Nasenpopulation nur noch in der Our vorzufinden. Vereinzelte Exemplare wurden ebenfalls in der Sauer vorgefunden, allerdings wurden in der Wiltz nur noch zwei Exemplare und in der Alzette kein Exemplar mehr gefunden, obwohl Sauer, Wiltz, Our und Mosel Habitate aufzeigen, die für die Verbreitung der Nase geeignet wären.

Gefährdung:

Die Nase war noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Fisch, der in schnell fließenden Gewässern sehr häufig vorkam und auch „Brotfisch“ der Berufsfischer an der Donau genannt wurde. Heute sind Schwärme von hundert Fischen bereits eine Seltenheit. Ohne geeignete Laichhabitate können Fische nicht ablaichen und sich nicht vermehren. Für die Vermehrung der vielen Kieslaicher unter den Fischen ist ein guter Bestand an Nasen eine wichtige Voraussetzung. Zahlreiche Studien belegen, dass die Verbauung von Gewässern die wichtigste Ursache für den Rückgang der Nasenpopulationen ist. Die Schwärme erreichen keine geeigneten Laichplätze, sodass sie sich nicht mehr fortpflanzen und die Populationen überaltern. Angesichts der regional starken Bedrohung ist es dringend erforderlichMaßnahmen umzusetzen und die Gewässer wieder durchgängig zu machen und natürlicher zu gestalten.

Dass diese Maßnahmen Erfolg haben kann und Nasenpopulationen sich erholen, zeigen die wenigen Beispiele, in denen ein Rückbau von Wehren stattgefunden und sich dadurch die Bestände wieder deutlich erholt haben. Die Nase kann daher als ein guter Indikator für den Erfolg von Renaturierungsmaßnahmen angesehen werden.

Weil die Laichhabitate entweder nicht mehr funktionsfähig sind oder aufgrund von Querbauwerken nicht mehr erreicht werden können, kann in geeigneten Gewässern der Besatz mit gezüchteten Jungtieren sinnvoll sein.

Die Nase hat in Luxemburg eine starke Einschränkung ihres Verbreitungsgebietes und ihrer Häufigkeit erfahren. Wie die Barbe auch, gilt diese Fischart als heimischer Mitteldistanzwanderer, die typischerweise während ihres Lebenszyklus Wanderungen von bis zu 300 km durchführen muss, um geeignete Habitate zu erreichen (Waidbacher & Haidvogel,1998). Die Nase ist trotz verbesserter Durchgängigkeit immer noch durch schwer erreichbare Laich- und Jungfischhabitate gefährdet.

Auf Verschmutzungen der Gewässer durch Schadstoffe sowie übermäßige Feinsedimenteinträge reagieren Nasen zudem empfindlich.

 

Eine Broschüre zum Fisch des Jahres 2020 können Sie bestellen (solange der Vorrat reicht):

Administration de la Gestion de l'Eau
1, avenue du Rock'n'Roll
L-4361 Esch-sur-Alzette
Luxembourg

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